Liebe Studierende,
Liebe Freundinnen und Freunde,
Vielen Dank für die Einladung zu eurem Forum. Die Redaktion REVOLUTIONÄRER WEG hat in den letzten Jahren verschiedene Bücher in der Reihe „Die Krise der bürgerlichen Ideologie und die Lehre von der Denkweise“ herausgegeben. Diese setzen sich ausgehend vom marxistisch-leninistischen Standpunkt auch ausdrücklich mit der bürgerlichen Wissenschaft und ihren Methoden auseinander. Mancher hat sich vielleicht gefragt, warum wir uns auf diesem Ratschlag auch mit solchen weltanschaulichen Fragen beschäftigen, wo wir doch mit dem Beginn der globalen Umweltkatastrophe, der akuten Weltkriegsgefahr, der Inflation, der Krise der bürgerlichen Flüchtlingspolitik und der Bildungskrise viele politische Fragen zu klären haben.
Doch schon in dem ersten Buch, der eben erwähnten Reihe, mit dem Titel „Die Krise der bürgerlichen Ideologie und des Antikommunismus“ haben wir geschrieben: „Es gibt keine Philosophie, keine gesellschaftliche Tätigkeit, keine Produktionstätigkeit, keine Kultur, keine Natur- oder Gesellschaftswissenschaft und auch keine Politik, der nicht eine Weltanschauung, Motivation, Methode und ein Klassenstandpunkt zugrunde lägen!“ (S. 25-26)
Womit man sich den ganzen Tag in den Vorlesungen und Seminaren beschäftigt ist nicht ideologiefrei! Es handelt sich dabei um eine bürgerliche Bildung, die zwar auch einzelne wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse und Grundlagen vermittelt, aber in erster Linie auf die Herausbildung von intellektuellen Arbeitskräften für den Kapitalismus abzielt und dabei die ideologische Ausrichtung auf die Interessen der bürgerlichen Gesellschaft verbreitet. So wird in den Vorlesungen zur Umwelttechnik vermittelt, die Umweltprobleme wären allein durch bessere Technik auch innerhalb des Kapitalismus zu lösen. Vom Standpunkt des nötigen gesellschaftsverändernden Kampfes gilt es dagegen aufzuwerfen, dass selbst die beste Technik im Kapitalismus in ihr Gegenteil verkehrt wird. Zum Beispiel wenn für die Produktion von Elektro-Autos ein weltweiter Raubbau an den Lithiumvorkommen erfolgt, der ganze Regionen u.a. in Bolivien verwüstet, statt einen kostenlosen, auf die Bedürfnisse der Massen angepassten öffentlichen Nahverkehr zu organisieren.
Während viele inzwischen kritisch gegenüber den bürgerlichen Journalisten und Politikern sind, ist die Naturwissenschaft immer noch für viele ein Hort der Weisheit und Neutralität. Deshalb wird eben die Naturwissenschaft von den Herrschenden gerne als Vehikel benutzt, pseudowissenschaftliche Theorien zu verbreiten. In dem Buch „Die Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft“ haben wir uns mit einer ganzen Reihe dieser Theorien in wesentlichen Gebieten der Naturwissenschaft auseinander gesetzt – nicht um „Wissenschafts-Bashing“ zu betreiben. Im Gegenteil: Wir verteidigen entschieden jeden wissenschaftlichen Fortschritt gegen die heute grassierende Wissenschaftsfeindlichkeit der bürgerlichen Ideologie und darin auch ultrareaktionärer, faschistoider und faschistischer Kräfte.
Während die bürgerliche Wissenschaft zwar Millionen von Fachartikeln und Einzelerkenntnissen jedes Jahr produziert, ist sie gleichzeitig immer weniger in der Lage, diese Erkenntnisse theoretisch zu verarbeiten, so dass sie ein geschlossenes System bilden. Auch dadurch ist sie kaum in der Lage, daraus wissenschaftliche und wirksame Schlussfolgerungen für die Umsetzung in die Praxis zur Lösung der Menschheitsprobleme zu ziehen. Das liegt wesentlich am vorherrschenden Positivismus und Pragmatismus in der bürgerlichen Wissenschaft.
Der Positivismus leugnet, dass den Einzelerscheinungen Gesetzmäßigkeiten der Natur zugrundeliegen. Er glaubt nur an Messwerte und Berechnungen. Das hat u.a. in der Medizin verheerende Folgen. So wurde die Antibabypille der dritten und vierten Generation nur unter dem Aspekt „verhindert sie Schwangerschaften“ untersucht. Dass sie aber gerade bei jungen Frauen und Mädchen verstärkt zu Thrombosen führt, wurde nicht beachtet. Die Messwerte bestätigten dann die Wirksamkeit, während die negativen Nebenwirkungen erst nach und nach zu Tage traten. Eine allseitige und langfristige Betrachtung der Wechselwirkung zwischen Mensch und Medikament hätte einen solchen Fehler vermeiden können. Dazu ist aber eine dialektisch-materialistische Denkweise von Nöten.
Dialektisch bedeutet dabei, die Dinge in ihren allseitigen Gesamtzusammenhang einzuordnen, statt zu vereinzeln; sie als sich ständig in Veränderung befindlich und in Wechselwirkung mit allen anderen Dingen zu betrachten, statt als starr und unveränderlich; ihre innere Widersprüchlichkeit und Gesetzmäßigkeiten zu ergründen und anzuwenden, sowie immer die Einheit von Theorie und Praxis herzustellen. Materialistisch heißt, dass jedes Ding eine materielle Grundlage hat. Dieses Denken entspringt der Weltanschauung der Arbeiterklasse. Marx und Engels entwickelten mit einem solchen Herangehen den wissenschaftlichen Sozialismus. Wenn in diesem Forum also kritisches Denken gefordert wird, dann ist damit ein dialektisch-materialistisches gemeint. Also eines, dass sich den Interessen der breiten Massen und der Arbeiterklasse verpflichtet und unversöhnlich ist gegen alle Theorien, die die Herrschaft der Bourgeoisie mit ihrer Ausbeutung und Unterdrückung, ihrer Kriegstreiberei und Umweltzerstörung rechtfertigen. Auch wenn sie besonders kritisch und „querdenkerisch“ gegen den Mainstream daher kommen, gehören dazu auch Verschwörungstheorien, reaktionäre Querdenker – und Querfronttaktiken usw. Sie vertreten oft die Interessen anderer Teile der internationalen Monopole.
Vor uns, und vor allem vor der Jugend stehen heute riesige gesellschaftliche Aufgaben. Wir müssen uns wissenschaftlichen Durchblick und Handlungsfähigkeit erkämpfen, für den Kampf um eine lebenswerte Zukunft, die meiner Meinung nach nur im echten Sozialismus liegen kann. Mit echtem Sozialismus meine ich einen auf Grundlage der proletarischen Denkweise, der Schlussfolgerungen aus dem revisionistischen Verrat am Sozialismus wie in DDR oder SU ab 1956 gezogen hat.