Die Freiheit der Wissenschaft ist ein wichtiger Grundsatz, den man sich in Deutschland auf die Fahne schreiben würde. Doch wie „frei“ ist die Wissenschaft wirklich? Studium und Wissenschaft sind geprägt von offiziellen und inoffiziellen Hierarchien, die Studium, Lehre und Forschung kontrollieren und unliebsame Meinungen unterdrücken. Schließlich habe ich einen Fall erlebt, der mir bestätigt hat, dass die akademische Freiheit klare Grenzen hat.
Es war, als ich eine Hausarbeit über den Kapitalismus aus der Perspektive des historischen Materialismus schrieb. Der Professor bewertete die Arbeit als schlecht und unwissenschaftlich. Der historische Materialismus sei veraltet und falle hinter den Stand der Wissenschaft zurück. Das Erstaunliche daran war, dass der Professor nicht den Inhalt der Arbeit kritisierte, sondern einfach den historischen Materialismus und den Marxismus im Allgemeinen für veraltet hielt. Es ist in der Wissenschaft nicht ungewöhnlich, dass bestimmte wissenschaftliche Paradigmen einfach als überholt, veraltet oder unwissenschaftlich bezeichnet werden. Diese Urteile sind meist dogmatisch und politisch motiviert. Sie dienen dazu, die bürgerliche Wissenschaft zu erhalten und systemkritische Perspektiven zu unterdrücken. Tatsächlich muss sich jeder, der im akademischen Leben vorankommen oder gar gute Noten bekommen will, den herrschenden Paradigmen anpassen. Neoliberalismus, Positivismus und Postmodernismus sind einige der vorherrschenden Perspektiven, an denen man sich orientieren muss, wenn man überhaupt eine Chance auf eine Karriere haben will. Der Marxismus gehört sicher nicht dazu. Aber wir brauchen den Marxismus und wir brauchen systemkritische Perspektiven, wenn wir die Welt wirklich verändern wollen und nicht nur Karriere machen wollen.
Was denken Sie über akademische Freiheit und systemkritische Perspektiven an Universitäten? Haben Sie auch die Erfahrung gemacht, dass kritische Perspektiven unterdrückt werden? Was können wir dagegen tun? Diese Fragen möchte ich gerne mit Ihnen diskutieren.